Rainer Wochele

Peter O. Chotjewitz und Prof. Dr. Mario Andreotti zum "Flieger"

Peter O. Chotjewitz (selbst Autor)zu Wocheles “Fliegernovelle”

Gratuliere: Ein bildervolles, unterhaltsames, vor allem lehrreiches Werk. Habe es in einer Nacht durchgelesen. Die Dramatik wird geschickt eskaliert. Die Story ist so alltäglich wie paradigmatisch: Das jahrtausendealte Problem der Normalos mit dem Außenseiter. Das Milieu eine große Überraschung. Für die Einblicke in das Leben der Privatfliegerei ein besonderes Dankeschön. Aber auch sonst: Die Figuren sind aufmerksam und mit viel Liebe gezeichnet. Das Leben in der württembergischen Kleinstadt am Neckar wird so bunt dargestellt, wie man es sich vorstellt. Der Blick in die gesellschaftliche Vielfalt, der Wohnlandschaften, Lifestyle und Konsumverhalten nicht ausspart, ist breit, nie denunziatorisch. Wochele vermeidet die Kolportage und bietet dafür eine soziologische Studie auf literarischem Niveau, bestens erzählt. Der Konflikt mit dem Außenseiter und die Charakterisierung der Personen werden plausibel entwickelt. Wochele lässt seinen Personen Zeit. So bedächtig und doch zielstrebig, so ohne Effekthascherei und doch voller beiläufiger Effekte wird nur noch selten geschrieben. Ich wünsche Wocheles neuem Erzählwerk viele freundliche Rezensionen und Leser.

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Prof. Dr. Mario Andreotti, Literaturwissenschaftler, St. Gallen, Zürich, über die Novelle “Der Flieger”

Zu Rainer Wocheles Novelle “Der Flieger”, 2004

Rainer Wochele gelingt mit der Flieger-Novelle Außerordentliches: die Verbindung von traditioneller Novellenform, die sich in einer “unerhörten Begebenheit”, in der grauenvollen Selbsttötung des leidenschaftlichen Sportfliegers Richard Recknagel, spiegelt, mit einer raffinierten modernen Erzählweise, die u.a. an Erzähler wie Alfred Döblin und Uwe Johnson erinnert. Die Novelle stellt, in Struktur und Erzählhaltung Johnsons berühmtem Roman “Mutmassungen über Jakob” vergleichbar, eine Art literarisches Ermittlungsverfahren um die Person des Protagonisten dar: aus der Sicht der verschiedensten Personen, ihrer Freunde wie ihrer Gegner, wird nach möglichen Gründen für ihren Freitod gefragt; so entsteht vor uns nach und nach, einem Mosaik gleich, das Bild eins unangepassten, originellen Menschen, freilich ohne dass wir die ganze Wahrheit über diesen Menschen und seinen Tod jemals erfahren. An die Stelle der herkömmlichen chronologischen Erzählweise setzt der Autor, in einem Geflecht von Vor- und Rückblenden und von inneren Monologen, den Perspektivenwechsel und verleiht so der Geschichte eine Intensität, eine Lebendigkeit, die sich mit einer traditionellen Erzählweise kaum erreichen ließe. In der Tat ein wahres Lesevergnügen, umso mehr, als man Rainer Wocheles Novelle auch als spannende Detektivgeschichte lesen kann.

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Rainer Wochele copyright 2004-2011 ff.